Camino del Norte

Camino del Norte

Donnerstag, 25. September 2014

Castro Urdiales - Hazas

Nach einem schönen Frühstück starteten wir um 8:30. Nach wenigen Metern bogen die beiden zu einer Kirche ein und für mich kam der Moment des Abschiedes. Sie würden mich eh wieder einholen.

Es ging ewig durch die Stadt und die Pfeile waren mal auf der rechten und mal auf der linken Seite der Steasse. Ich wusste gar nicht wo ich gehen sollte. Irgendwann kam ein Pfeil nach Links und ich stand vor der örtlichen Herberge. Bis hier waren es 2 KM, die muss ich also noch drauf rechnen. Na toll...

Weiter ging es durch kleine Dörfchen aber leider immer direkt neben der Autobahn. Seit dem Start war es nur am stinken und ich konnte gar nicht richtig durchatmen. Schrecklich...

Endlich ging es weg von der Straße Richtung Meer. Vorbei an einem Friedhof, durch ein Tor und aufeinmal mitten in einem verwunschenem Wald! Überall waren kleine und sehr große weiße Felsen! Ich dachte, gleich kommt der kleine Hobbit um die Ecke!!! Es war so unglaublich schön auch wenn der Weg schwer zu laufen war. Und dann stehe ich unvermittelt direkt an der Küste!!! Unglaublich schön und endlich aufartmen.

Auf einer Bank sitzen 4 russische Pilgerinnen die ich schon vor 2 Tagen in der Herberge sah. 3 mittleren Alters und eine Anfang 20. Die junge stand auf einem der Felsen und machte Joga. Nicht mein Ding aber sah schön aus. Wir wechselten 3 Worte, dann zogen sie weiter ... und ich war alleine... nur ich und das Meer! Toll!!!

Nach einer kleinen Rast ging es weiter. Nicht lange und ich holte die 4 im nächsten Ort ein. An einem Campingplatz gab es endlich eine offene Bar und Café con leche. Bars gibt es viele aber fast alle zu... Das empfinde ich als schwierig hier. Auch Supermärkte scheinen Mangelware zu sein, zumindest direkt am Weg. Da bin ich vom Frances doch etwas verwöhnt.

Nach meinem Café ging es weiter, die Russinen waren noch am essen. Ab jetzt hieß es Straße ohne Bürgersteig. Soll aber nicht viel befahren sein. Zuerst noch am Meer entlang und dann auf nach oben. Es ging nur noch rauf und die Autos wurden immer mehr. Mein pilgerführer empfohl mir der Straße weiter zu Folgen da der Weg 6 km kürzer sei und die andere Strecke genauso viel Straße hat aber deutlich anstrengender ist. Also ignoriere ich den Pfeil und laufe weiter gerade aus. Und laufe...und laufe... Und weine nicht obwohl ich will... Nach unendlichen 7 km sehe ich endlich mein Ziel! Nur noch 2 km Straße! Was bin ich froh!!! Nun stören mich nicht mal die Busse mehr die an mir vorbei rasen. Es geht noch 2 weitere km durch ein völlig ausgestorbenes Dorf. Laut Guide soll es ein Pilgerparadis sein denn hier gibt es alles! Aha...

Ich betrete völlig fertig die Herberge. 4 junge Männer sitzen am Tisch und einer sagt: Completo! Nein!!!! Das darf nicht war sein! Mir entgleiten alle Gesichtszüge und die Männer lachen... Er hat mich verarscht! Ich lache mit und schon kommt die Hospetalera. Sie trägt meine Daten ein und erklärt: only women! Nur Frauen? Mir soll es recht sein. Was die Kerle da am Tisch machen weiß ich nicht, vielleicht Einheimische!?

Ich gehe die Treppe rauf und schaue in die Zimmer. Da sind nur Männer! Mir dämmert es: ich bin die einzige Frau! Na toll.. Schlecht gelaunt setzte ich mich auf mein Bett. Na vielleicht kommen die Russinen ja noch. Die wollten nicht weit gehen und kennen die Abkürzung nicht denn die haben den Rother.

Ich gehe zur Dusche und auf der Treppe begegnet mir: eine Frau! Will die mich verarschen??? Das Mädel ist frisch geduscht also schon vor mir da gewesen. Also wirklich... Ich bin aber erleichtert.

Nach der Dusche ziehe ich mein Pflaster von der Ferse weil sich darunter eine riesen Wasserblase gebildet hat ... Und ziehe mir die ganze Haut ab! Eine 3 cm lange Fleischwunde ziert meine Ferse und das Wasser läuft ohne Ende... Ich gehe zur Apotheke, alles andere im Pilgerparadis hat zu. Die Apothekerin zuckt mit den Schultern nach dem Motto: selber schuld! Und dann will sie mir compeed geben. Spinnt die??? Auf eine Fleischwunde? Sie ist in echt vielleicht Metzgerin... Ich lasse mir sterile Pflaster für 9€ geben damit in der Nacht kein Dreck rein kommt. Essen bekomme ich hier auch keines und mache Frustkauf im "Supermarkt". Inkl. einer Flasche Rotwein. Die Russinen sind auch eingetroffen und belegen unser Zimmer. Die Hospitslera erklärt: only two women! Wie jetzt? Dürfen nur 2 hier bleiben??? Ich muss lachen. Die alte hat nen Knall. Die Russinen verstehen und belegen ihre Betten.

Ich sitze draußen mit meiner Tüte Essen und schmerzendem Fuß und alleine ... Mit wem soll ich den Wein trinken? Hier sind wieder nur Gruppen und Paare. Ich telefoniere mit Björn und weine bitterlich. Er tröstet mich, ich soll die ganze Flasche jetzt alleine trinken! Und morgen schauen was mein Fuß sagt.

Mir geht es etwas besser und setze mich zu dem Paar an den Tisch und breite mein Essen aus, hole die Flasche raus und erkläre: heute ist ein scheiß Tag! Finden die beiden auch und so biete ich meinen Wein an. Sie freuen sich.

Alessandra und Lorenzo aus Italien sind auch die Abkürzung gegangen. Sie wollten irgendwann in einen Bus steigen aber der kam erst in 3 Stunden - also doch weiter. Wir tranken den Wein draußen weiter und unterhielten uns gut. Aufeinmal stand die junge Russin neben mir und las in ihrem Rother der auf deutsche ist. Ich frage ob sie nur die Etappen schaut oder warum sie einen deutschen hat!? Ob ich deutsch kann fragt sie, na klar! Sie auch!

Sie studiert seit 3 Jahren in Wiesbaden und heißt Valeriea. Wir unterhalten uns und ich freue mich auf Deutsch plaudern zu können. Sie ist mit ihrer Mutter und deren Freundinnen unterwegs. Manchmal wünscht sie sich etwas alleine sein zu können aber es ist nur bis Santander.

So wünscht sich jeder das was er nicht hat...

Ich klebe meinen Fuß ab damit kein Dreck rein kommt und gehe schlafen. Die Nacht war mit 6 Frauen und einem Mann schön ruhig und Erholsam...





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